Ziel: Klassenerhalt; Traum: Playoffs
Dresden. Die Aufregung steigt, das Kribbeln nimmt zu - die Löwen brüllen wieder. Morgen 20 Uhr ist es so weit: Mit dem Sachsenderby gegen die Lausitzer Füchse geben die Dresdner Eislöwen ihren Einstand in der 2. Bundesliga. Wer erinnert sich da nicht an den 15. April, als die Eishalle an der Pieschener Allee einem Tollhaus glich. Mit dem 5:1-Sieg gegen die Hannover Indians machten die Elbestädter nach sechs Jahren Oberliga den Aufstieg perfekt. Die Halle versank im blau-weißen Freudentaumel. Jetzt streben die Eislöwen zu neuen Ufern. Die Erfolge von gestern zählen nicht mehr. Ab morgen wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Für Trainer Jiri Kochta sind solche Situationen nichts Neues. Der 58-Jährige, der 1972 mit der Tschechoslowakei Weltmeister war, 1968 olympisches Silber und vier Jahre später Bronze gewann, hat in seiner Spieler- und Trainerkarriere schon alles erlebt. Deshalb bleibt er gelassen: "Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Und ich bin sicher, wir schaffen das, denn wir haben eine zweitligataugliche Mannschaft. Viele unserer Cracks bringen Erfahrung aus der Extraliga, der DEL oder der 2. Bundesliga mit. Die Ergebnisse der Vorbereitung interessieren mich da nur wenig. Für mich ist entscheidend, dass die Mannschaft zusammenfindet und aus den Fehlern, die wir noch machen, lernt." Wenn es gut läuft, liebäugelt Kochta sogar mit Platz acht, der das Erreichen der Playoffs bedeuten würde. "Träumen ist doch erlaubt", lacht er.
Manager Jan Tabor hat das Team nach dem Aufstieg umgekrempelt, gleich zwölf neue Cracks verpflichtet. Im Tor soll der DEL-erprobte Marek Mastic, der wie die Stürmer Andrej Kaufmann und David Musial aus Wolfsburg an die Elbe wechselte, Sicherheit geben. Auch wenn der Slowake in der Vorbereitung noch nicht hundertprozentig überzeugte, bricht Kochta für ihn eine Lanze: "Er wird beweisen, dass er unsere Nummer eins ist." Als Alternative steht Norbert Pascha bereit. In der Abwehr verpflichteten die Elbestädter mit Sergej Stas einen ganz erfahrenen "Haudegen". Der Weißrusse wurde 2003 mit den Krefeld Pinguinen Deutscher Meister. Sein Können deutete der 31-Jährige in der Vorbereitung schon an. Mit Marcel Linke, Stephan Kreuzmann und Tobias Stolikowski verstärken drei junge hungrige Akteure die Defensive der Dresdner, deren Potenzial noch lange nicht ausgereizt ist. Im Sturm angelten sich die Dresdner mit David Musial, Andrej Kaufmann, Daniel Körber (Regensburg) und Mikhail Nemirovsky (Nottingham) ebenfalls erfahrene Cracks, dazu verstärken die Youngster Daniel Menge, Fabian Burmann und Eigengewächs Alexander Zille die Löwen.
"Die Mischung stimmt", ist Jan Tabor überzeugt. Ein paar Ladehemmungen in den Testspielen und das Versieben etlicher Chancen sieht er nicht als Problem. "Das kennen wir aus anderen Jahren. Zu viele Siege in der Vorbereitung verleiten nur zur Selbstzufriedenheit. So wissen alle, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben. Unsere Stärke wird der Teamgeist sein. Das war letztes Jahr so, mit diesem Pfund können wir auch diesmal wuchern."
Erstmals seit langem können die Eislöwen mit vier kompletten Reihen auflaufen, was den Kräfteverschleiß in der Saison begrenzen wird. In der Vorbereitung ließ Kochta alle Blöcke gleichermaßen aufs Eis. Das wird sich jedoch mit Saisonstart ändern. Da setzt der Coach erst einmal auf drei Blöcke, die Youngster müssen zuschauen. Der Trainer begründet: "Wir wollen anfangs etwas Ruhe hineinbringen. Abgeschrieben ist keiner, die Saison ist lang, auch die Jungen werden ihre Chancen bekommen." Geduld wird ohnehin von Nöten sein: "Die Zuschauer sind verwöhnt. Die Siege werden uns aber jetzt nicht mehr so leicht fallen", warnt der Tscheche. Die Favoriten der Liga sieht Kochta vor allem in Wolfsburg, Bietigheim, Straubing und auch Regensburg: "Die haben einen ganz anderen Etat." Das sieht Manager Jan Tabor ganz genauso: "Mit denen wollen und können wir uns nicht messen. Diese Vereine planen mit rund zwei Millionen Euro, da backen wir mit 1,3 Millionen Euro kleinere Brötchen. Das sind aber immerhin schon 300000 Euro mehr als letzte Saison."
Dabei gibt Tabor zu, dass vor Saisonbeginn noch ein Loch im Budget klafft. "Jetzt hat mit Frank Dietz ein neuer Marketing-Manager seine Arbeit aufgenommen. Ich sicher, dass wir noch Sponsoren dazugewinnen", sagt Tabor. Die Zuschauer strömen reichlich, hoffentlich auch noch, wenn die Löwen jetzt in der Bundesliga öfter einmal verlieren.
Modus: In dieser Saison werden die 14 Teams der 2. Bundesliga bis zum 5. März eine Doppel-Vorrunde mit insgesamt 52 Spielen absolvieren. Die Playoffs der acht besten Teams beginnen am 12. März, wobei das Viertelfinale im Modus "best of seven" ausgetragen wird. Halbfinale und Finale finden dann nach dem Modus "best of five" statt. Der Meister ist sportlicher Aufsteiger in die DEL. Auch die Abstiegsrunde der sechs Mannschaften auf den Rängen 9 bis 14 beginnt am 12. März. Dabei spielt jeder gegen jeden in einer Einfachrunde ohne Mitnahme der Punkte. Die beiden Letztplatzierten steigen in die Oberliga ab.
Astrid Hofmann