Außenseiter rückt in den Favoritenkreis
Dresden. Saisonstart. Endlich. Fans und Spieler fiebern dem Freitag entgegen. Übermorgen brüllen die Löwen wieder. 20 Uhr starten die Dresdner bei Aufsteiger EV Landsberg in die neue Spielzeit der 2. Eishockey-Bundesliga. Schon am Sonntag kommt es zum ersten Sachsenderby: 18 Uhr gastieren die Lausitzer Füchse an der Pieschener Allee. Dann "rappelt" es in der alten "Rostlaube" noch einmal richtig. Für die marode Spielstätte, die mehr als 35 Jahre auf dem Buckel hat, ist es die letzte Saison. Natürlich wollen sich die Cracks den Abschied mit vielen Siegen versüßen. Und wenn es nach ESCD-Präsidentin Barbara Lässig geht, soll die marode Halle schon nach der Hauptrunde im März ihre Pforten schließen. "Ich habe immer noch Hoffnung, dass wir für die Playoffs schon in die neue Arena umziehen können", so Lässig.
Doch bis dahin heißt es für die Kochta-Truppe erst einmal fleißig Punkte sammeln. Die zweite Saison nach einem Aufstieg gilt als die schwerste. Und Manager Jan Tabor weiß das nur allzu gut: "Wir sind jetzt nicht mehr der Underdog, den keiner auf der Rechnung hat. Zudem ist die Erwartungshaltung im Umfeld enorm gestiegen. Alle denken, dass wir wieder ganz vorn mitmischen." Aber Tabor will sich auf keine Platzierung festnageln lassen: "Unser Ziel ist das Erreichen der Playoffs. Alles andere wird sich ergeben."
Dabei hat der Manager nach den Abgängen einiger Leistungsträger wieder eine starke Mannschaft zusammengestellt. Die Abwehr dürfte mit den Neuzugängen Sebastian Klenner, Jörg Wartenberg und Rudolf Wolf keinesfalls schwächer sein als letztes Jahr. Mit Klenner kam ein DEL-erfahrener Defensivstratege, der zugleich die Kapitänsbinde vom jetzigen Co-Trainer Jan Schertz übernahm. Im Angriff erhofft sich Tabor von den erfahrenen Neuzugängen Robert Brezina, Martin Sekera, Petr Mika und Radek Vit, dass sie helfen, vor allem die Powerplay-Schwäche zu beseitigen. Ein weiteres Pfund, mit dem die Dresdner wuchern können, sind die Youngsters. "Mit Sebastian Wolsch und Michael Schmerda haben wir Talente, die deutlich stärker sind als einige in der letzten Saison. Auch Kilian Glück und Stephan Kreuzmann haben sich verbessert", so Tabor. Deshalb will Trainer Jiri Kochta seiner jungen Garde in diesem Jahr auch mehr Eiszeiten einräumen. "Wir werden erstmals von Beginn an mit vier Reihen agieren", erklärt Jan Tabor, der aber einschränkt: "Wenn es im letzten Drittel eines Spieles eng wird, ist es klar, dass dann nur die besten Spieler aufs Eis gehen." Dennoch dürfte diese Konstellation dem Kräfteverschleiß entgegenwirken.
Keine Veränderungen gab es im Tor. Marek Mastic soll wieder ein starker Rückhalt sein, vielleicht kann sich der Slowake sogar noch steigern. Norbert Pascha hat sich in der letzten Saison als Backup bewährt und seine Aufgaben zur Zufriedenheit des Trainers erfüllt.
In den Vorbereitungsspielen hagelte es gegen starke Konkurrenz zwar fünf Niederlagen, dennoch glaubt Trainer Jiri Kochta, erst einmal die optimale Mischung in seinen Reihen gefunden zu haben. "Die Jungs konnten sich gegen DEL-Vereine an hohes Tempo gewöhnen und mussten mit technisch versierten Spielern mithalten. Das wird sich auszahlen", ist der Ex-Weltmeister überzeugt. Auch sonst stimme der Teamgeist, der sich allerdings erst in Niederlagen wirklich zeige, meint der Coach. Wichtig sei jetzt ein guter Saisonstart, der die Weichen in die richtige Richtung stellt. Das sieht auch Kapitän Sebastian Klenner nicht anders: "Wenn man zum Auftakt ein, zwei Siege einfährt, stärkt das das Selbstvertrauen und hebt die Stimmung im Team", weiß der gebürtige Weißwasseraner.
Aus wirtschaftlichem Blick sehen die Verantwortlichen der neuen Spielzeit deutlich entspannter entgegen als 2005. Geschäftsführer und Marketing-Manager Frank Dietz: "Wir planen mit einem Etat von etwa 1,45 Millionen Euro. Was das Sponsorenaufkommen angeht, sind wir auf einem sehr guten Weg. Bisher haben wir Kontrakte mit 66 Firmen, weitere Gespräche laufen. Natürlich hat uns auch der Generalvertrag, den die Bundesliga mit dem neuen Ligensponsor ASSTEL abgeschlossen hat, sehr geholfen." Der Direktversicherer unterschrieb einen Vertrag mit der 2. Bundesliga für mehrere Jahre. Ein hoher sechsstelliger Betrag wird auf die 14 Bundesliga-Klubs aufgeteilt. Nicht zuletzt hofft Tabor wieder auf den kräftigen Zuspruch der Fans. "Sie sind nicht nur einer unserer wichtigsten Sponsoren, sondern auch unser siebenter Mann auf dem Eis", betont der Manager, der die Erhöhung der Eintrittspreise, die einigen Unmut hervorrief, so erklärt: "Wir hatten für diese Saison mit dem Umzug in die neue Halle geplant, deshalb haben wir die Preise angehoben. Ich hoffe, die Fans verzeihen uns das und strömen trotzdem zahlreich in die Halle."
Astrid Hofmann